Sonntag, 28. Mai 2017

Rezension " Der Näher " von Rainer Löffler




  • Taschbuch
  • Martin Abel-Reihe
  • Bastei Lübbe Verlag
  • 464 Seiten
  • 2017
  • ISBN: 9783404174546
  • 12 Euro

Klappentext:
In der Nähe von Köln verschwinden zwei schwangere Frauen. Martin Abel, Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, übernimmt die Ermittlungen. Kurz darauf werden die Leichen einer Mutter und ihres Kindes in einem unterirdischen Hohlraum entdeckt. Es handelt sich um eine Frau, die vor Jahren verschwunden ist. Dann taucht eine der beiden vermissten Frauen wieder auf und gibt erste Hinweise auf den Täter. Martin Abel muss sich in eine Welt zerstörerischer Fantasien hineindenken. Denn der Mörder tötet nicht nur, sondern platziert etwas im Körper der Toten ...
( Quelle: Bastei Lübbe Verlag )

Kurze Zusammenfassung:
Martin Abel ist seit den Vorfällen des letzten Falles noch immer nicht in den aktiven Dienst zurückgekehrt. 
Die Schreibtischarbeit engt ihn ein und Hannah, seine Freundin, fordert mehr Verbindlichkeite als Martin lieb ist.
Es steht also nicht so gut um Abels Verfassung und als Kessler, Abels Vorgesetzter und Fast-Schwiegervater, ihn auch noch in die öde Provinz schicken will, ist Abel dem Tiefpunkt ganz nahe.
Nun darf er zwar wieder in den aktiven Dienst schnuppern, aber dann ausgerechnet an einem Ort der dem LKA Düsseldorf unterstellt ist.... 
Abel merkt, dass die Vergangenheit doch noch näher liegt als ihm lieb ist. Trotzdem macht er sich auf den Weg nach Gummersbach, der Abschied von Hannah war nicht gerade herzlich, hat er doch von Hannah ein Ultimatum mitbekommen und der Fall scheint eher ein Alibifall zu sein, mit dem Kessler Martin besänftigen will.
Martin Abel kommt nicht mit der besten Laune in Gummersbach an und der Chef der Polizeiwache, Kriminalhauptkommisar Thomas Borchert, empfängt Abel auch nicht mit offenen Armen.
Am liebsten würde Abel gleich wieder umdrehen, aber beim Blick in die Aktenlage entdeckt er schnell einige grobe Schnitzer.
Es werden zwei Frauen vermisst und Borchert hat die Fälle recht schnell als freiwilliges Verschwinden abgetan.
Die vermeintlichen Abschiedsbriefe wurden nie genau geprüft und zudem findet Abel noch weitere Vermisstenfälle.
Als Abel dann auch noch herausfindet, dass eine der Vermissten glücklich schwanger ist und gleichzeitig eine grausam ermordete, frisch entbundene Mutter gefunden wird, ist Abel klar: hier ist ein Serientäter am Werk.
Fast zu schnell und fast zu einfach führt die Spur zu dem Mediziner Siegfried Hein. Hein hatte in einer Studie alle verschwundenen Frauen betreut ......

Fazit:
Klasse Thriller mit einem tollen Ermittler.
Ich muss ja zugeben, dass ich ein totaler Fan von Rainer Löffler bin, vom ersten Buch an und ich habe ungeduldig auf den dritten Band gewartet.
Martin Abel ist ein Fallanalytiker mit Ecken und Kanten ( oder eher mit Beulen und Rundungen ;) ) und ein Mensch mit einem labilen Innenleben.
Die Geschehnisse, die hinter Abel liegen, haben viele Blessuren in und an Abel hinterlassen, aber jede Angst und jedes Zaudern lassen ihn nicht davon Abhalten seine Fälle mit fast todesmutigen Einsatz zu lösen, 
Todesmutiger Einsatz ist bei seinen Tätern auch dringend nötig, denn wenn auch Abels Bindungsängste recht normal sind, ebenso seine Probleme mit Vorgesetzten, aber die Täter die seinen Weg kreuzen sind alles andere als normal.
Ich mag Abel und seine Art, ich bekomme ihn nur in meiner Vorstellung nicht so übergewichtig hin, wie Löffler ihn beschreibt.
Für mich ist Abel ausgezehrter .... es könnte aber sein, dass ich einfach nur Abels Seelenzustand auf seine Körperlichkeit projiziere. 
Abel ist eher ein Einzelgänger, es kommen zwar Figuren vor die in jedem Buch auftauchen, aber sie wirken mehr, als würden sie nur kurz von rechts nach links durchs Bild laufen. Sie haben ihren Platz und erledigen ihre Aufgaben aber so richtig in den Vordergrund treten sie nicht,
Das kann daran liegen, dass Abel zwar immer mal wieder im Team arbeitet, sich aber durch Alleingänge auszeichnet und auch die Fälle in der Regel alleine trägt.
Der Fall hier im Buch ist mal wieder extrem abgründig, so wie ich es von Rainer Löffler erwarte und das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite ein Pageturner.
Rainer Löffler schreibt flüssig und leicht zu lesen, ohne dass der Inhalt ins Seichte abgleitet. Die Kapitellänge ist perfekt, man kann sich gut in die Geschehnisse einlesen, ohne zu schnell aus der Szene gerissen zu werden.
Die Personen sind allesamt gut beschrieben und gut zu erkennen. Die Figur der Doris Stange könnte in meiner Nachbarschaft wohnen und dem extrem unsympathischen Holger Galinski bin ich bestimmt auch schon irgendwo begegnet,
Das heißt, Rainer Löffler schafft es, seinen Figuren Lebendigkeit zu verleihen und gibt ihnen so vertraute Züge, dass man recht schnell meint sie zu kennen.
Das ist gut, denn so kann sich der Fall für mich schneller und besser entfalten.
Dieses Buch ist zwar der dritte Band der Abel-Reihe, aber kann natürlich vollkommen unabhängig gelesen werden.
Es wird zwar ab und zu Bezug auf die Vorgänger genommen, aber das stört nicht, verwirrt auch nicht und noch wichtiger: spoilert nicht ..... falls man die Vorgänger erst später lesen möchte.
Für mich ist Rainer Löffler die deutsche Antwort auf Jussi Adler Olsen.
Beide spielen für mich in der gleichen Liga und beim Lesen, wie auch nach dem Lesen habe ich bei Beiden ein ähnliches Frösteln über die Abgründe, die sich ein Mensch ausdenken kann.

Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für dieses Rezensionsexemplar.




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