Dienstag, 5. März 2024

"Blutsbande" von Nicci French


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  • C. Bertelsmann Verlag
  • Broschiertes Buch
  • Seitenzahl: 480
  • Erscheinungstermin: 14. Februar 2024
  • ISBN: 9783570104989
  • 17,00 Euro

Klappentext:

Niemand verschwindet spurlos - zumindest nicht für immer ...

1990, in einer alten Scheune mitten in der weiten, sumpfigen Landschaft der englischen Ostküste: Die Einwohner des nahegelegenen Dorfs versammeln sich zu einer Geburtstagsfeier. Nur die Frau des Jubilars fehlt. Niemand scheint sich echte Sorgen um die freiheitsliebende, impulsive Charlotte zu machen - einzig ihre Tochter Etty fürchtet, dass ihrer Mutter etwas Schreckliches zugestoßen sein könnte. Wenig später wird die Leiche eines Dorfbewohners im Fluss gefunden. Und Charlotte bleibt vermisst.

Viele Jahre später kehrt Etty an den Ort ihrer Kindheit zurück, um ihr Elternhaus auszuräumen, weil der Vater in ein Pflegeheim muss. Die Ereignisse von damals haben die Familie zerrüttet. Als im Dorf erneut ein furchtbares Verbrechen geschieht, wird Detective Maud O'Connor mit dem Fall beauftragt. Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf Hinweise, die in die Vergangenheit führen - und auf eine Mauer des Schweigens. Denn niemand hat Charlotte jemals wieder gesehen ...
(Quelle: C. Bertelsmann Verlag)


Was passiert:
Halb Glensted hat sich in einer Scheune versammelt um den 50. Geburtstag von Alec Salter zu feiern. Die Feier hat fast den Höhepunkt erreicht,  als Alec eine Rede voller unfreundlicher Botschaften an seine Familie hält. Für seine Kinder Etty, Paul und Ollie ist damit die Feier sozusagen gelaufen. Nicht nur das ihr Vater ihnen gezeigt hat, dass er nicht besonders viel von ihnen hält, auch ihre Mutter Charlie scheint nicht viel Wert auf dieses Fest zu legen, denn sie tauchte erst gar nicht auf.
Etty, Paul und Ollie verbringen den Abend damit sich so erfolgreich wie möglich mit Alkohol oder Drogen "abzuschießen", Alec hingegen stapfte gleich nach seiner Rede wieder nach Hause.
Einzig Etty stellt fest, dass ihre Mutter Charlie nicht nur der Feier fern geblieben, sondern ganz verschwunden ist.
Auch am nächsten Tag gibt es kein Lebenszeichen von Charlie. Sie bleibt verschwunden.
Als wenige Tage später die Leiche eines Freundes der Familie gefunden wird scheint klar zu sein, dass Charlie ermordet wurde und der Mörder sich reuig das Leben nahm.
Die Ereignisse lassen die Familie zerbrechen und nach 30 Jahren treffen sich die Kinder zum ersten mal wieder mit ihrem Vater in ihrem Elternhaus.
Alec Salter ist schwer an Demenz erkrankt und die Kinder müssen nun den Haushalt auflösen.
Tausend Erinnerungen strömen auf Etty ein und sie schafft es nur schwer sich davon abzuschotten. Doch nicht nur ihre eigenen Erinnerungen machen ihr schwer zu schaffen, auch wird gerade ein Podcast veröffentlicht, der sich mit den Ereignissen rund um Charlies Verschwinden beschäftigt.
Als ob das noch nicht reichen würde wird erneut eine Leiche gefunden und die Ermittlungen von Damals werden wieder hochaktuell ...


Fazit:
Eine perfekte Mischung aus Familiendrama und Crime - ganz so wie wir es von Nicci French gewöhnt sind.
Den ersten Teil der Geschichte empfand ich wirklich weniger als einen Krimi, vielmehr war es für mich ein packendes Familiendrama.
Der zweite Teil, der im Jahr 2020, also 30 Jahre später, spielt begann auch erst einmal wie ein Familiendrama verwandelte sich dann aber schnell in einen spannenden Krimi.
Beide Teile haben mich gefesselt und ich konnte zeitweise das Buch gar nicht weglegen.
Am meisten hat mich die unglaubliche Einsamkeit und Verlorenheit der Protagonisten berührt. Die Personen haben sich gegenseitig verlassen, zum Teil schon lange bevor die Ereignisse durch Charlies Verschwinden ans Tageslicht traten.
Mir ist die Trauer und die Einsamkeit von Etty, Paul und Ollie richtig unter die Haut gegangen, aber auch Alec, der von Beginn an als Bösewicht abgestempelt wurde, lebt einsam in seiner eigenen Welt.
Durch die mangelnde Verbundenheit hat aber jeder auch seine eigene Agenda. Ob es Morgan ist, der die Geschichte für seinen Podcast benutzt oder Penny, die es leid ist all die Familienproblem glattbügeln zu müssen oder ob es Dorfbewohner sind, die ihre Affären und Unwahrheiten verbergen müssen.
Dadurch wird man immer wieder auf falsche Fährten gelockt und darf bis zum Schluss rätseln wer für die Geschehnisse aus 1990 und 2020 verantwortlich ist.
Mir hat "Blutsbande" wirklich gut gefallen und Nicci French hat mir wieder einmal mehr gezeigt, warum sie eine meiner Lieblingskrimiautorinnen ist.

Vielen Dank an den C. Bertelsmann Verlag für dieses Rezensionsexemplar

Sonntag, 25. Februar 2024

"Der stille Vogel" von Peter Mohlin & Peter Nyström

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  • John Adderley/ Karlstadt Bd. 3
  • HarperCollins Verlag
  • Gebundenes Buch
  • Seitenzahl: 512
  • Erscheinungstermin: 23. Januar 2024
  • ISBN: 9783365004487
  • 24,00 Euro


Klappentext:
In einem Vogelnest wird ein Stück eines menschlichen Knochens gefunden. Der kleine schwedische Ort ist in Aufruhr, denn vor dreißig Jahren verschwanden die Brodin-Zwillinge auf mysteriöse Weise von einem Spielplatz in der Stadt. Stammt der Knochen von einem der Jungen? Warum taucht der Knochen jetzt auf? In der Straße, in der die Zwillinge wohnten, werden die Spekulationen immer wilder. Der frühere FBI-Agent John Adderley - jetzt Bezirksbeamter in Karlstad - hat den erneut geöffneten Fall auf seinem Schreibtisch und muss sich zeitgleich um seine neunjährige Nichte kümmern.
(Quelle: HarperCollins Verlag)


Was passiert:
John Adderley alias Fredrik Adamsson sollte Karlstad eigentlich schon längst Richtung Berlin verlassen haben, doch seine Nichte Nicole lebt noch bei ihm und eine Unterbringung in eine neue Pflegefamilie gestaltet sich schwierig.
So übernimmt John einfach noch einen weiteren Fall. In einem Vogelnest wurde ein Knochensplitter gefunden der zu einem der vor Jahrzehnten verschwundenen Zwillingen gehört. Dieser Cold Case wird nun wieder aufgerollt und der alte Fall bekommt zusätzliche Brisanz als Torgny ermordet wird. John ahnt das Torgnys Tod irgendwie mit dem Mörder der Zwillinge zu tun hat, wurde doch in Torgnys Haus eine junge geflüchtete Frau versteckt, die gesehen haben muss, wie die Leichen der Zwillinge in ein neues Versteck gebracht wurden.
Doch egal wo John ermittelt und sucht, er stößt auf Mauern und wird von Lügen umgeben.
Dann lässt sich auch noch Mona nach Karlstadt versetzen. Mona ist für sein Zeugenschutzprogramm zuständig und setzt ihn unter Druck. 
So muss sich John mühselig durch den aktuellen Fall puzzeln und gleichzeitig noch seine Abreise nach Berlin planen, also Nicole so schnell wie möglich unterbringen.
Doch John wäre nicht John wenn er sich Mona fügen würde ....

Fazit:
Dieser dritte Band der Reihe um John Adderley/ Fredrik Adamsson ist eine wirklich richtig gelungene Fortsetzung und hat mich bestens unterhalten.
John bekommt immer mehr Konturen und sein beziehungsloses Leben wird durch eine enge Bindung bereichert.
Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, dass er bindungslos und alleine durch sein Buchuniversum wandert und sich vielleicht gar nicht auf Beziehungen einlassen kann.
Das änderte sich in diesem Buch und John bekam dadurch ein paar menschliche Züge mehr.
Er scheint endlich angekommen zu sein, so angekommen, dass er unvorsichtig wird.
So stand er vor der Entscheidung einen Gefangenen vor Fernsehkameras zu begleiten und beschloss es zu tun. Er glaubte seine Verfolger wären sich nun sicher, er sei tot und würden von den USA aus bestimmt keine schwedischen Nachrichten schauen.
Damit haben wir auf jeden Fall schon mal einen Plot für einen der nächsten Bände ;), nämlich seine Verfolger schauen durchaus schwedische Nachrichten und sind ihm nun wieder auf der Spur.
Der Fall selbst, nebst tausender Lügen und Verstrickungen war typisch für skandinavische Krimis: viel alte Schuld, aktuelle Themen die auch Probleme der Gesellschaft aufgreifen und eine  massive Mauer des Schweigens.
Ich liebe das und von daher haben mich Peter Mohlin & Peter Nyström mit einem richtig guten schwedischen Krimi glücklich gemacht.

Vielen Dank an den HarperCollins Verlag für dieses Rezensionsexemplar

"Der Stich" von Thilo Winter

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  • Lübbe Verlag
  • Broschiertes Buch
  • Seitenzahl: 432
  • Erscheinungstermin: 26. Januar 2024
  • Deutsch
  • ISBN: 9783757700041
  • 18,00 Euro


Klappentext:
Quito Mantezza kann es nicht fassen, als ihm das Stipendium am College in Key West, Florida, fristlos gestrichen wird. Jemand scheint verhindern zu wollen, dass sich der Biologiestudent gegen Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Moskitos einsetzt. Er klagt gegen die Kündigung und muss miterleben, wie sein Anwalt im Gerichtssaal tot zusammenbricht. Als Augenblicke später auch die Richterin ohnmächtig wird, bricht Panik im Justizgebäude aus. Während die Behörden noch rätseln, was die Ursache für die Todesfälle ist, gelingt es Quito herauszufinden, was wirklich hinter der rätselhaften Seuche steckt: der Stich einer bislang unbekannten Mückenart ...
(Quelle: Lübbe Verlag)


Was passiert:
Quito Mantezzas Kündigungsschutzklage wird gerade vor Gericht verhandelt, als sein Anwalt tot zusammenbricht. Auch die Richterin befindet sich schlagartig in Lebensgefahr und auch andere Menschen im Gerichtssaal geraten in einen gesundheitlichen Notstand. Es bricht Panik aus und die Menschen flüchten. Inmitten des Tumults läuft Quito Inéz in die Arme und beide entkommen gemeinsam dem Chaos.
Quito ist sich sicher, dass alle Erkrankten kurz vor dem Kollaps von Mücken gestochen wurden, doch was könnten die Mücken übertragen was Menschen innerhalb von Augenblicken tötet?
Binnen Stunden werden die Florida Keys zu einem Notstandsgebiet, immer mehr Menschen erkranken und sterben und Quito meint den Verursacher zu kennen. DNArtists forscht seit geraumer Zeit an Mücken und setzte kürzlich genmodifizierte Mücken in einem abgelegenen Gebiet der Florida Keys aus. Quito protestierte von Anfang an gegen das Experiment und jetzt ist sich Quito sicher, das Experiment ist Schuld an den Krankheits- und Todesfällen. Doch leider glaubt ihm niemand mehr, viel zu sehr hat er vorher schon gegen DNArtists gekämpft. Einzig Inéz steht auf seiner Seite, doch sie hat noch ganz andere Probleme am Hals. Inéz ist erst seit kurzem als illegale Einwanderin auf den Keys und wird nicht nur von der Polizei verfolgt, sondern auch von einem äußerst gefährlichen Bekannten aus ihrer Heimat ...


Fazit:
Dies ist das zweite Buch das ich von Thilo Winter lese und bin nun von einer begeisterten Leserin zu einem absoluten Fan "mutiert".
Die Bücher von Winter zeichnen sich durch wissenschaftliche Fakten gepaart mit ordentlich Action und Spannung aus und genau diese Kombination liebe ich.
In "Der Stich" werden aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen aufgegriffen und erklärt, ohne lehrreich zu wirken. Ganz im Gegenteil, die Informationen und Fakten fließen geschickt in die Geschichte ein und ich hatte in keinem Augenblick das Gefühl "unterrichtet" zu werden.
"Der Stich" dreht sich um die Gefahr die von genmanipulierten Mücken ausgeht und wie wenig sich der Mensch gegen diese Gefahr wehren kann. Mücken sind überall und können auch in jeden Raum gelangen. Ein geöffnetes Fenster oder eine Tür die zum Betreten des Hauses geöffnet wird, werden zum Einlasstor der Insekten und es müssen noch nicht mal genmanipulierte Mücken sein, die unser Leben bedrohen. Man denke nur an Zika, Dengue Fieber oder das West Nil Fieber. Alles drei sind Krankheiten die durch den Klimawandel nun auch Gebiete bedrohen, in denen sie vorher kein Thema waren.
Letztendlich müssen wir uns auch mit dieser Problematik beschäftigen, denn Dürren und Hitzeperioden sind nicht die einzigen Gefahren des Klimawandels, sondern auch endemische Krankheiten, die durch veränderte klimatische Verhältnisse ihre angestammten Gebiete verlassen und nun eine wesentlich größere Anzahl von Menschen bedrohen.
Von diesem Blickwinkel aus bekommt "Der Stich" nochmal eine ganz andere Brisanz.
Aber auch abgesehen von wissenschaftlichen Themen und aktuellen Bedrohungen hat mir dieser Thriller sehr gut gefallen.
Quito ist ein sehr sympathischer und kluger junger Mann der perfekt mit Inéz harmonierte. Nicht nur weil beide einen ähnlichen kulturellen Backround haben, sondern weil Inéz zurückhaltendes Wesen Quitos Hitzköpfigkeit etwas kanalisiert und umgekehrt Quito Inéz in ihrer scheinbar ausweglosen Situation etwas Sicherheit und Halt gibt. Ein perfektes Match also ;)
Richtig gut fand ich auch das Nachwort. Hier erklärt Thilo Winter sachlich und trotzdem verständlich welche Fakten den Weg in das Buch gefunden haben und was Fiktion aber trotzdem im Bereich des Möglichen liegt.
Mir hat "Der Stich" richtig Spaß gemacht und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch des Autoren

Vielen Dank an den Lübbe Verlag für dieses Rezensionsexemplar